An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert markiert die Belle Époque das goldene Zeitalter des Plakats und die Entstehung des Jugendstils. Diese künstlerische Bewegung feiert unter anderem die weibliche Figur – Sinnbild für Anmut und Eleganz, zugleich häufig Trägerin zeittypischer Stereotype. In zarten Arabesken und üppig ornamentierten, pflanzlichen Dekoren dargestellt, nehmen Frauen – als Verführerinnen, fürsorgliche Mütter, Dienstmädchen oder Bäuerinnen – eine zentrale Rolle in der Schokoladenwerbung ein. Sie verkörpern sowohl das ästhetische Ideal als auch die Werte und Widersprüche einer sich wandelnden Gesellschaft.

Aus dieser Perspektive heraus entfaltet sich die Dossierausstellung, die eine Auswahl eindrucksvoller Werke zeigt – ebenso bemerkenswert durch ihre grafische Ausdruckskraft wie durch ihre imposanten Dimensionen, von denen einige fast drei Meter Höhe oder Länge erreichen. Diese ikonischen Plakate veranschaulichen die Dynamik des Unternehmens Suchard in der Kunst der visuellen Kommunikation und laden das Publikum ein, ein kulturelles und ikonografisches Erbe zu hinterfragen, dessen Nachhall bis heute spürbar bleibt.

Die Ausstellung fügt sich zudem in ein doppeltes Jubiläum ein: 1825 eröffnete Philippe Suchard seine Confiserie in Neuenburg, gefolgt ein Jahr später von der Gründung seiner Schokoladenfabrik in Serrières. Dieses Ereignis bietet die Gelegenheit, in die Geschichte eines Unternehmens einzutauchen, das die wirtschaftliche und kulturelle Identität der Region Neuenburg nachhaltig geprägt hat.

*Im Jahr 2025 eröffnet das Kunst- und Geschichtsmuseum eine neue Art von Sonderausstellungen: die Dossierausstellungen. Dieses kleinere Format wird verschiedene Aspekte der umfangreichen Sammlungen der Institution beleuchten, die im Zuge des Umzugs der Sammlungen, durch neue Erwerbungen oder durch zeitgenössische Werke wiederentdeckt werden.