Zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt Ferdinand Hodler im In- und Ausland als einer der bedeutendsten Künstler. Die Kraft seines Werks und seine eindrucksvolle Persönlichkeit machten ihn zu einer Leitfigur der Schweizer Kunst, so dass die Kritiker nach seinem Tod im Jahr 1918 nicht zögerten zu behaupten, dass es ohne Hodler keine helvetische Kunst gäbe. Tatsächlich war er der erste, der seine Heimat nicht verliess, um im Ausland zu studieren und dort Karriere zu machen. Für alle Kunstschaffenden seiner und der nachfolgenden Generationen war er Vorbild oder auch Feindbild.
Die Ausstellung untersucht auf innovative Weise die Rezeption der Lehren des Meisters und die Entwicklung zahlreicher Künstler, die sich mit seinem Werk auseinandersetzten. Veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Institut Ferdinand Hodler und dem Musée d’art de Pully, wo sie Anfang Jahr zu sehen ist, zeigt sie Bilder von Hodlers Zeitgenossen wie Cuno Amiet, Giovanni Giacometti und Félix Vallotton.
Der Rundgang im MahN präsentiert mehrere Neuenburger Künstler, die eine klare Beziehung zu Hodlers Werk haben, zum Beispiel Gustave Jeanneret, Charles L’Eplattenier und Paul-Théophile Robert. Kunstschaffende, die sich seiner Ästhetik widersetzten wie die Genfer Künstlergruppe Le Falot, sind ebenfalls vertreten. Drei monumentale Auftragsarbeiten von Claudia Comte, Didier Rittener und David Weishaar treten in Dialog zur Kunst des berühmten Berners. Claudia Comte schuf ein grosses Wandgemälde und Skulpturen, welche die Verbindung zwischen Mensch und Natur thematisieren, ein Anliegen, das Hodler am Herzen lag. David Weishaar liess sich von der symbolistischen Tragweite des berühmten Hodler’schen Gemäldes Der Tag (1899–1900) inspirieren, um in einem grossen Bild die Beziehung des Künstlers zu seinen Modellen darzustellen. Didier Rittener wählte die Form eines riesigen gezeichneten Triptychons, das die gesamte von Hodler gemalte Flora vereint.
Zur Ausstellung erscheint ein reich illustrierter Katalog mit zahlreichen Texten von Schweizer Kunstspezialisten in den Editions Notari, Genf (14 Autorinnen und Autoren, 64 Künstlerbiografien, 304 Seiten und 215 Abbildungen).