Das Museum für Kunst und Geschichte Neuenburg hat zwischen 2019 und 2021 umfangreiche Recherchen zu den 69 Werken des Legats Yvan und Hélène Amez-Droz angestellt, um deren Geschichte (oder Herkunft) bzw. die Chronologie ihrer verschiedenen Besitzer zu rekonstruieren. Dabei wurde das Museum vom Bundesamt für Kultur im Rahmen seines Programms zur Unterstützung von Forschungsarbeiten im Zusammenhang mit der NS-Raubkunst unterstützt.
Seit 2016 gewährt das Bundesamt für Kultur (BAK) im Auftrag des Bundes im Einklang mit den von ihm unterzeichneten Richtlinien der Washingtoner Konferenz von 1998 Schweizer Museen eine Finanzhilfe, um Nachforschungen zur Herkunft von Objekten ihrer Sammlungen zu betreiben, die zwischen 1933 und 1945 den Besitzer gewechselt haben und deren Geschichte unklar ist. Diese Nachforschungen haben zum Ziel, eine mögliche Verbindung mit der NS-Raubkunst zu klären. 2018 stellte das MahN ein entsprechendes Gesuch, um die Nachforschungen zum Legat Yvan et Hélène Amez- Droz wiederaufzunehmen. Das BAK gewährte dem Museum eine Unterstützung im Rahmen des Projekts Le Legs Amez-Droz. Historique des œuvres et liens avec le marché de l’art français de 1933 à 1945.
Als die 69 Werke des Legats von Yvan Amez-Droz, einem in Neuenburg geborenen französischen Sammler, 1979 in unser Museum kamen, war über ihre Geschichte nichts oder nur wenig bekannt. 2008 bestätigte eine erste Studie, dass die Werke zwischen 1920 und 1960 erworben wurden und ein Grossteil von ihnen mit dem komplexen Kontext des Kunstmarkts während der Besatzungszeit und im weiteren Sinne mit der Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) in Verbindung gebracht werden kann. Angesichts dieser Erkenntnisse sah sich die Direktion des MahN moralisch und kulturell in der Verantwortung, weitere Nachforschungen zur Herkunft der Werke der Sammlungen des Museums und zu den Umständen anzustellen, unter denen sie erworben wurden.
Die Unterstützung des Bundes sowie erhebliche Investitionen seitens des Museums ermöglichten umfangreiche Recherchearbeiten mit den neusten Forschungsmitteln, um die Geschichte sämtlicher Objekte des Legats so weit wie möglich zu rekonstruieren und die Umstände, unter denen sie vom Gönner erworben wurden, zu klären. Zu dieser Studie wurde ein Schlussbericht verfasst, der vom BAK im Dezember 2021 genehmigt wurde. Dieser Bericht und seine Anhänge spiegeln den derzeitigen Wissensstand des Museums wider. Wir werden unsere Erkenntnisse weiterhin im Lichte neuer Informationen oder Elemente, die in Zukunft auftauchen könnten, neu bewerten.
Auf nationaler Ebene trägt diese Provenienzforschung zu den Werken des Legats Yvan und Hélène Amez-Droz zu den Bemühungen bei, die Geschichte der Kunstwerke zu erforschen, die den Schweizer Museen geschenkt oder vermacht wurden und die von den Gönnern in den Jahren 1933-1945 erworben wurden. Auf internationaler Ebene tragen diese Nachforschungen zu den umfangreichen Arbeiten bei, die derzeit in Bezug auf den französischen Kunstmarkt während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts angestellt werden.
Unser Vorgehen entspricht den Ethischen Richtlinien des Internationalen Museumsrats (ICOM) und des Verbands der Museen der Schweiz (VMS) für eine ehrliche und transparente Verwaltung der Sammlung. Es steht auch im Einklang mit den Richtlinien der Washingtoner Konferenz von 1998, zu deren Einhaltung sich die Museen verpflichtet haben. Nicht zuletzt ist es dem Andenken an die Opfer der tragischen Zeit des Nationalsozialismus und dem Respekt gegenüber unserem Gönner verpflichtet.
Gemäss den Anforderungen des Bundes werden der Schlussbericht und seine Anhänge auf dieser Seite frei zugänglich veröffentlicht.
Die Provenienzforschung ist ein Fachgebiet der Kunstgeschichte und widmet sich der Geschichte der Herkunft eines Kunstwerks und deren Rekonstruktion. Dabei wird die gesamte Zeitspanne von seiner Entstehung bis in die Gegenwart zurückverfolgt. Der Schwerpunkt liegt insbesondere, jedoch nicht nur, auf Werken, die zwischen 1933 und 1945 bzw. in der Zeit des Nationalsozialismus den Besitzer gewechselt haben.
Der Begriff Raubkunst bezeichnet die unrechtmässige und gewaltsame Plünderung von Kulturgütern, die Einzelpersonen oder einer Gemeinschaft gehören. Im Kontext des Nationalsozialismus bezieht er sich auf die systematische Beschlagnahmung von Kunstwerken, die Menschen jüdischen Glaubens sowie Regimegegnern und Freimaurern gehörten. Diese Konfiskationspolitik wurde von den Nazis zwischen 1933 und 1945 zunächst in Hitlerdeutschland und später auch in den annektierten oder besetzten Ländern eingeführt.
In Frankreich beteiligte sich das Vichy-Regime während der Besatzung (1940 bis 1944) an dieser Politik, indem sie antisemitische Kollaborationsgesetze erliess. Zu den daraus resultierenden Massnahmen gehörte auch der Kunstraub.
Neben der unmittelbaren Konfiskation wird der Begriff der Raubkunst in neuen internationalen Abkommen auch auf weitere wichtige Aspekte wie Zwangsverkäufe, Verkäufe ohne Legitimation, Scheinverkäufe oder Verkäufe zu Schleuderpreisen ausgedehnt.
In Frankreich führten die Nazis von den ersten Tagen der Besatzung bis zur Befreiung gross angelegte Plünderungen von Kunstwerken durch, die jüdischen Sammlern oder Galeristen gehörten. Innerhalb von vier Jahren konfiszierten sie mehr als 60'000 Objekte.
Die in Paris – erst im Louvre und später im Musée du Jeu de Paume – zusammengetragene Raubkunst wurde massenhaft nach Deutschland transportiert. Einige wenige dieser Kunstwerke, hauptsächlich Werke aus dem Impressionismus oder der Moderne, gelangten durch die Vermittlung einiger Galeristen der Hauptstadt auf den Kunstmarkt, entweder weil ihnen die Werke von den Deutschen verkauft worden waren oder weil diese sie gegen Werke eintauschten, die ihnen besser gefielen.
Das Vichy-Regime seinerseits führte im Rahmen seiner Kollaboration mit den Deutschen eine Politik der finanziellen Enteignung ein. Damit einher ging ein Verbot für die Ausübung bestimmter Berufe (z.B. Galerist) einher. Dieses Verbot richtete sich an alle Juden, mit dem Ziel, sie vom wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben auszuschliessen. Unter der Aufsicht des Generalkommissariats für Judenfragen (ein Verwaltungsorgan des Vichy-Regimes) beinhaltete diese Massnahme auch die Enteignung von Kunstwerken, die "legal" entweder durch eine direkte Veräusserung an Privatpersonen oder in öffentlichen Verkäufen in Paris und in der Provinz verkauft wurden. Der Gewinn aus diesen Verkäufen kam dem französischen Staat zugute.
Obwohl die unter diesen Bedingungen in den Verkauf gelangten Kunstwerke nur einen kleinen Teil der systematischen Plünderungen darstellten, unter denen die Juden Frankreichs zu leiden hatten, versorgten diese während der Besatzung dennoch den französischen Kunstmarkt. Die Käufer waren Privatpersonen, französische oder ausländische Galerien (die sie wiederum weiterverkauften) und, seltener, Institutionen.
Nach dem Krieg wurde zwar der Grossteil der von den Nazis geraubten Kunstwerke an ihre rechtmässigen Besitzer zurückgegeben, doch oftmals konnten die weiterverkauften Werke nicht mehr aufgespürt werden. Bei schätzungsweise mehr als 10'000 aus Deutschland zurückgeholten Werken konnten die rechtmässigen Besitzer jedoch nicht mehr ausfindig gemacht werden.
Das Bundesamt für Kultur unterstützt die Provenienzforschung im Bereich der NS-Raubkunst
Dans un souci d’intégrer les acquis de la recherche et de stimuler la réflexion face aux enjeux contemporains liés au passé colonial de la Suisse, le MahN entend mettre à disposition du public des sources et des indications bibliographiques sur l’implication de Neuchâtelois dans la traite négrière et l’esclavage.
- Elisabeth Crettaz-Stürzel et Madeleine Florey, « Une place et une statue », in Passé simple, mensuel romand d’histoire et d’archéologie, 2020/59, pp. 21-22.
- Inès Biscarel, Martin Barretta et Amélie Médebielle, La statue de David de Pury. Soixante ans pour l’élévation d’un monument (1794-1855), travail de Séminaire L’objet comme document, sous la direction de Gianenrico Bernasconi, Géraldine Delley et Régis Bertholon, semestre d’automne 2020, Université de Neuchâtel, 25 p.
- EmmanuelGehrig, « David De Pury, l’embarrassant bienfaiteur », Passé simple : mensuel romand d'histoire et d'archéologie, 2017/29, pp. 19-21.
- Maurice Jeanneret, « L’érection difficile du monument Purry », Musée neuchâtelois, 1955, pp. 97-114, 141-159.
- Carina Pinto Joliat, David de Purry : sur le chemin de la fortune, mémoire de licence sous la direction du prof. Laurent Tissot, Université de Neuchâtel, septembre 2008, 133 p.
Webographie :
- https://penser-un-monument.ch
- https://www.imagesdupatrimoine.ch/notice/article/une-nouvelle-place-pour-accueillir-une-statue.html
Sources - Archives de la Ville de Neuchâtel
- Aubert Parent, Mémoire sur le projet d’un monument, K/II/G.6/7, 1794.
- Finances, fonds Pury, copie du testament de Monsieur David de Pury. E. 222.02.02. 002.
- Manuel du conseil général, n° 36, 1838 - 1847.
- Mémoire sur un projet de monument (Aubert Parent), 1794.
- Plumitif du conseil administratif, 27 avril 1853 - 19 février 1855.
- Plumitif du conseil administratif, 21 février 1855 - 20 avril 1857.
- Travaux publics, Monument, David de Pury, trois boîtes (contenant notamment :
correspondance et pièces diverses, projets d'inscriptions, « projet n° 13, case 3 »).
Sources - Archives d'Etat :
- Fonds AEN MEURON MAXIMILIEN DE -39/04
Bibliographie sélective - Neuchâtel et l’esclavage
- Thomas David, Bouda Etemad et Janick Marina Schaufelbuehl, La Suisse et l’esclavage des Noirs, Lausanne : éditions Antipodes, 2005.
- Bouda Etemad, Investir dans la traite. Les milieux d’affaires suisses et leurs réseaux atlantiques, in Mickaël Augeron et al. (dir.), Les protestants et l'Atlantique, Paris, PUPS/Indes Savantes, 2009, t. 1, pp. 527-532.
- Hans Fässler, Une suisse esclavagiste : voyage dans un pays au-dessus de tout soupçon, Paris : Duboiris, 2007, 286 p.
- Gilles Forster, « Les Suisses et la traite négrière : état des lieux et mises en perspective », Cahiers des Anneaux de la mémoire, 11, 2007, pp. 199-215.
- Gilles Forster, « Pourquoi les manufacturiers suisses dominent le marché français des indiennes de traite ? », in Mickaël Augeron et al. (dir.), Les protestants et l'Atlantique, Paris, PUPS/Indes Savantes, 2009, t. 1, p. 530.
- Gilles Forster, « Neuchâtel, l’esclavage et la traite négrière : entre mémoire refoulée et histoire occultée », in Eternal Tour 2009, Festival artistique & scientifique, Hauterive, éditions Gilles Attinger, 2009, pp. 64-75.
- Gilles Forster, Les indiennes de traite: une contribution neuchâteloise à l'essor de l'économie atlantique, in Elisabeth Crettaz-Stürzel et Chantal Lafontant Vallotton (éd.), Sa Majesté en Suisse : Neuchâtel et ses princes prussiens, éditions Alphil, Neuchâtel, 2013, pp. 270-276.
- Krystel Gualdé « Neuchâtel, Nantes et l’Afrique : une production textile pour la traite Atlantique »in Lisa Laurenti, avec la collaboration de Chantal Lafontant Vallotton et Philippe Lüscher, Made in Neuchâtel. Deux siècles d’indiennes, cat. d’expo, Neuchâtel, Musée d’art et d’histoire, Paris : Somogy, Neuchâtel : Musée d’art et d’histoire, pp. 52-63.
- Aka Kouamé, Les cargaisons de traite nantaises au XVIIIe siècle. Une contribution à l’étude de la traite négrière fançaise, thèse de doctorat de l’Université de Nantes, 2005, pp. 492-508.
- Chantal Lafontant Vallotton, « Une exposition et ses enjeux », in Lisa Laurenti, avec la collaboration de Chantal Lafontant Vallotton et Philippe Lüscher, Made in Neuchâtel. Deux siècles d’indiennes, cat. d’expo, Neuchâtel, Musée d’art et d’histoire, Paris : Somogy, Neuchâtel : Musée d’art et d’histoire, pp. 7-9.
- Olivier Pavillon, Des Suisses au cœur de la traite négrière : de Marseille à l’Île de France, d’Amsterdam aux Guyanes (1770-1840) / Olivier Pavillon ; préface d’Olivier Grenouilleau ; postface de Gilbert Coutaz, Lausanne: Éditions Antipodes, 2017, 159 p.
MahN août 2021
1777 Par testament, David de Pury lègue la quasi-totalité de sa fortune à la bourgeoisie de Neuchâtel.
1786 Décès de David de Pury à Lisbonne.
1794 Les autorités de la Ville de Neuchâtel envisagent de rendre un hommage à David de Pury. Des premiers projets sont développés. Ils seront tous abandonnés.
1805 Un buste à l'effigie de David de Pury est installé dans le Péristyle de l'Hôtel de Ville où il se trouve aujourd'hui encore.
1826 La Ville relance l'idée d'un monument public. Aucune suite n'est cependant donnée au projet.
1844 Un nouveau projet prévoit d'ériger une statue sur une place à la rue du Seyon qui vient d'être créée. Une souscription publique permet de réunir une somme importante.
1848 La statue est réalisée par David d'Angers, sculpteur parisien renommé.
1848 Au lendemain de la Révolution républicaine, des tensions portant entre autres sur l'emplacement de la statue divisent l'ancienne Commission du monument et les nouvelles autorités.
1849 La statue est fondue à Paris, sous la surveillance du sculpteur David d'Angers, puis transportée à Neuchâtel.
1852-1855 Des controverses sur l'emplacement de la statue opposent les nouvelles autorités au Comité de souscription, composé d'adeptes de l'Ancien régime.
1855 Après révocation du Comité de souscription, la statue, érigée sur un piédestal, est inaugurée le 6 juillet par les autorités en place.
MahN, août 2021
En été 2020, suite à un épisode de violence policère contre un Afro-américain, une vague de protestations touche le monde entier, faisant vaciller des monuments historiques liés à l’entreprise coloniale et à l'esclavagisme. C'est le cas aussi à Neuchâtel, où deux pétitions exigent, l'une le retrait, l'autre le maintien de la statue de David de Pury. La Ville de Neuchâtel, par ses autorités exécutives et législatives, a présenté un an plus tard un rapport adopté à l'unanimité. Celui-ci présente des mesures à court, moyen et long terme pour mieux assumer le passé et rendre l'espace public plus inclusif.
Après la pose d'une plaque explicative et l'installation d'une oeuvre d'art à proximité de la statue de David de Pury, la Ville a lancé, le 23 mars 2023, un parcours interactif, "Neuchâtel empreintes coloniales", emmenant le public dans l'histoire de Neuchâtel sous l'angle de l'esclavage et du colonialisme. Cette balade gratuite, réalisée avec l'application totemi, restitue ces réalités du passé grâce aux vestiges du patrimoine bâti.
Par ailleurs, le DHS a publié également en 2024 de nouvelles versions actualisées des articles sur la famille de Meuron, sur Charles-Daniel de Meuron et Pierre-Frédéric de Meuron, ainsi qu’un article inédit portant sur Auguste-Frédéric de Meuron.